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März 2022

Forum Heimat & Kultur: Auftakt mit der »Alpensinfonie« von Christoph Brech

Den Auftakt des Programms im neu begründeten Forum Heimat & Kultur des Bezirks Oberbayern bildet Christoph Brechs »Alpensinfonie«, eine Videoinstallation, die die Tondichtung »Eine Alpensinfonie op. 64« von Richard Strauss ins Bild setzt.

Alpenklischees sind in dem Film von Christoph Brech nicht zu erwarten. Vielmehr verlegt der Künstler die Wanderung der Hauptfigur vom alpinen Naturraum auf die Theaterbühne. Dort absolviert der Protagonist – analog zu den Stationen in Strauss‘ Bergwanderung – einen Hochseilakt. »Damit wollte ich Bilder finden, die allgemeingültiger sind als naturbezogene Fotografien«, so Brech.

Mit dem Kunstgriff bezieht sich Brech auf die Verbundenheit von Richard Strauss und Friedrich Nietzsche. In dessen Philosophie spielt die Figur des Seiltänzers eine zentrale Rolle: »Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch – ein Seil über einem Abgrunde.« Hintergrund sei, dass ein Mensch nur dann ein wahrer Mensch sei, wenn er etwas riskiere.
Wie die sinfonische Dichtung so lässt sich auch Brechs Alpensinfonie als Darstellung eines menschlichen Lebens – und im engeren Sinn eines Künstlerlebens – lesen. Die einzelnen Szenen im Film orientieren sich zum einen stark an der Partitur. So friert beispielsweise die Bewegung des Seiltänzers an der Station »Gletscher« förmlich ein. Zugleich entsteht durch die Verschmelzung von Musik und Film etwas Neues, was zu einer veränderten Wahrnehmung der Musik führt.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer von Brechs Alpensinfonie müssen auf das Bergpanorama, das der Videokünstler bewusst weglässt, übrigens nicht ganz verzichten: Der Ausstellungsort Benediktbeuern selbst hat als Kulisse die atemberaubende Bergwelt der Alpen.

Zum Künstler
Christoph Brech (geboren 1964) studierte an der Kunstakademie München. Sein Werk konzentriert sich auf Videoarbeiten, Rauminstallationen und Arbeiten im öffentlichen Raum. Ein großes Thema seines Schaffens ist die Musik. So arbeitete er mit den Dirigenten Mariss Jansons, Christoph Poppen und Kyrill Petrenko sowie den Sängern Christoph Pregardien, Wolfgang Koch und Andreas Scholl zusammen. 2007 drehte er einen Film über das französische Streichquartett Quatuor Ébène. Besonders beschäftigen den Künstler auch die Themen Zeit, Vergänglichkeit sowie körperliche, geistige und spirituelle Übergänge. Sein jüngstes Werk in München sind die 2019 entstandenen Fenster der Heilig-Kreuz-Kirche in Giesing. Für die Verglasung, in die er mehr als 1200 Röntgenbilder des menschlichen Thorax integrierte, wurde Brech mit dem Artheon-Kunstpreis ausgezeichnet.

Forum Heimat & Kultur
Den neuen Kultur- und Begegnungsort im Kloster Benediktbeuern möchte der Bezirk Oberbayern mit Ausstellungen und Veranstaltungen zum Themenkreis »Kultur – Heimat – Gedächtnis« bespielen. Die vis-à-vis vom Zentrum für Trachtengewand gelegenen Räumlichkeiten, die bislang von der Fachberatung Heimtapflege genutzt wurden, werden ab 2023 generalsaniert und umgebaut. So sollen optimale Bedingungen für die Präsentation der zum Teil kostbaren, nicht wiederbeschaffbaren Exponate aus bezirkseigenen Sammlungen wie dem Zentrum für Trachtengewand und dem Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik in Bruckmühl geschaffen werden.

Bis zum Start der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wird das Forum Heimat & Kultur durch die Zentren und Kultureinrichtungen des Bezirks zwischengenutzt. Die Angebote reichen von Seminaren des Zentrums für Trachtengewand bis zur einer Veranstaltung der Reihe »Salon Heimat« (Thema: »Warum braucht Kultur Förderung?«). Darüber hinaus dient das Forum Heimat & Kultur als Kunstraum: aktuell mit der Videoinstallation »Alpensinfonie« von Christoph Brech und im Herbst 2022 mit einer Ausstellung des Zentrums für Volksmusik, Literatur und Popularmusik.

Alpensinfonie – Film von Christoph Brech zur Alpensinfonie op. 64 von Richard Strauss
Ausstellung bis 24. April 2022 im Forum Heimat & Kultur
Adresse: Michael-Ötschmann-Weg 4, 83671 Benediktbeuern
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr
Eintritt frei, barrierefreier Zugang
Es gelten die jeweils aktuellen Corona-Regeln

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