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Kulturelles Erbe sammeln, in Beziehung setzen und zugänglich machen

Die Verbindung von Tracht und Mode steht im Mittelpunkt der Sammlungstätigkeit des Zentrums für Trachtengewand des Freilichtmuseums Glentleiten (Bezirk Oberbayern). Tracht, in ihrer heutigen Definition, ist ein facettenreiches Konstrukt, das sich historisch im Zuge der romantischen Idealisierung des Landlebens und der politischen Formierung des bayerischen Staats um 1800 herauskristallisierte. Sie umfasst sowohl historische Nationalkostüme als auch moderne Interpretationen und Adaptionen, wie sie beispielsweise beim Münchner Oktoberfest zu beobachten sind.

Ein zentrales Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeit des Zentrums ist die veränderte Wahrnehmung der Tracht als dynamisches und modisches Phänomen. Tracht ist nicht als statische Tradition zu verstehen ist, sondern als Ausdruck eines fortwährenden Prozesses kultureller und modischer Entwicklungen.

Die Vielfalt der Sammlung

Die Sammlung des Zentrums spiegelt diese Breite wider: Von der Joppe aus der Zeit um 1830 bis hin zum Kommunionkleid der 1950er-Jahre oder der Landhausmode der 1990er-Jahre.

Durch diese dynamische Perspektive auf Tracht entstehen immer wieder neue Ansätze und Erkenntnisse. Das Zentrum für Trachtengewand nimmt sich dieser Herausforderung an und betrachtet seine Sammlung als lebendiges Archiv, das kontinuierlich erweitert und hinterfragt wird. Dies ermöglicht es, nicht nur das historische Erbe zu bewahren, sondern auch aktuelle Entwicklungen und Trends in die Sammlung zu integrieren und damit ein umfassenderes Bild der Bekleidung in Oberbayern zu vermitteln.

Alltagskleidung als kulturelles Erbe

Die strategischen Grundlagen für den Aufbau des Bestandes gehen auf Feldforschungen der 1980er-Jahre von Alexander Wandinger, Trachtenberater des Bezirks Oberbayern, zurück. Ziel dieser Forschungen war es, die sich ständig wandelnde Kleidungskultur in Oberbayern zu dokumentieren und ihre Bedeutung für das kulturelle Erbe der Region zu ergründen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sammlungen, die sich vorwiegend auf Kleidung und Accessoires der Oberschicht konzentrieren, liegt der Fokus im Zentrum für Trachtengewand auf der Alltagskleidung der ländlichen und städtischen Bevölkerung Oberbayerns. Diese Ausrichtung ermöglicht es, ein breites Spektrum historischer Bekleidungskultur zu dokumentieren.



Detail eines Gürtels, genannt "Fatsche", den ein Granatapfelmotiv aus Federkielstickerei ziert. Die Archivalie stammt aus Rottal, um 1810.
Gürtel (Fatsche)
Leder, Federkiel, Granatapfelmotiv
Rottal, um 1810
Sammlung Bezirk Oberbayern, Zentrum für Trachtengewand
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