Krone aus Oberbayern
Kronen gehören zu jenen Accessoires, die einen hohen Symbolgehalt besitzen. Kaiser und Könige tragen sie als goldenen Reif mit Edelsteinen besetzt, Christus wurde mit Dornen gekrönt. Auch die Jungfrau Maria ist als Himmelskönigin in der kirchlichen Ikonographie eine feste Größe. Die Marienkrone ist ein entscheidender Hinweis auf die Bedeutung der Jungfrauen- und Hochzeitskronen, die es bis heute gibt. In der kirchlichen Moralvorstellung galt eine Frau über Jahrhunderte hinweg als rein und damit einer Krone wert, wenn sie jungfräulich war oder blieb. Deswegen ist der Hochzeitstag auch der letzte Termin, an dem sie eine Krone tragen durfte. War vorher schon ein Kind geboren, wurde ihr diese Ehre verweigert. So rigide und teils unverständlich uns das heute erscheint, so fest war diese Vorstellung bis ins 20. Jahrhundert hinein zementiert.
Erhalten sind die prächtigen Braut- und Jungfrauenkronen, weil sie in den Familien als kostbar angesehen und damit aufbewahrt wurden. Die Materialien der sogenannten Kranl sind entsprechend wertvoll. Gold- und Silberdrähte, Seide, Glassteine als Edelsteinersatz, echte und künstliche Perlen und kleine Spiegel sollten möglichst prunkvoll und auffällig wirken. (AKW)
Abbildung:
Krone, hellrot gefütterter Holzreif, Glassteine, Lahn und Drähte, geprägte Pailletten, grüner Seidenfaden
Oberbayern, erste Hälfte 19. Jahrhundert
Sammlung Bezirk Oberbayern | Zentrum für Trachtengewand
Foto: Anita Karl-Holeczek
Ka·bi·nett·stück
Substantiv [das]
1. sehr geschicktes, erfolgreiches Handeln
2. besonders schöner, wertvoller Gegenstand
Das sogenannte Kabinettstück kann entweder ein ungewöhnlich geschicktes und erfolgreiches Handeln sein oder ein besonders schöner und wertvoller Gegenstand. Die zweite Definition trifft auf abertausende Exponate aus den Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand zu. Ob Kleidungsstücke, Accessoires, Fotografien, Grafiken oder Bücher – in Benediktbeuern besitzt der Bezirk Oberbayern einen Schatz aus über drei Jahrhunderten. Um einen Einblick in die reichen Bestände zu geben, stellen wir jeden Monat ein Kabinettstück vor. Dabei können Materialien, die Seltenheit, das Muster oder die Geschichte hinter den Originalstücken im Vordergrund stehen.
Die Digitalisierung und Veröffentlichung unserer Sammlungen im Netz ist eine groß angelegte Arbeit, die noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Einen Vorgeschmack auf dieses Zukunftsprojekt bietet das monatlich präsentierte Kabinettstück.