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Kabinettstück Juli 2023

Stilvoll stecken geblieben – der Miederstecker


Früher auch als Fürstecker oder Miedereinsatz bekannt, war dieser separate und versteifte Brustlatz in Dreiecksform ein wesentlicher Bestandteil des Mieders.

Der Miederstecker erfüllte gleich mehrere Funktionen. Er füllte die vordere Öffnung des Mieders aus und wurde entweder unter die Schnürung des Mieders gesteckt oder seitlich eingehakt. Ursprünglich entwickelte er sich um das Jahr 1680 aus dem Brusttuch und wurde im 18. Jahrhundert zu einem charakteristischen Merkmal der höfischen Mode in Frankreich.

Die Miederstecker wurden meist aus kostbaren Materialien wie Brokat mit Seiden-, Gold- und Silberstickerei gefertigt. Sie waren nach modischem Muster gestaltet und passend zum Kleider- oder Miederstoff ausgewählt. Um ihnen eine gewisse Stabilität zu verleihen, wurden sie mit Karton oder auch mit Fischbein verstärkt. In einigen Regionen hat sich der Stecker in der Tracht erhalten. Zumeist hat er sich jedoch mit dem Mieder zu einem einzigen Kleidungsstück verbunden.

Heutzutage sind Miederstecker zwar nicht mehr so bekannt, aber sie haben ihren Platz in der Geschichte der Mode. (LSR)

Abbildung:
Miederstecker, um 1830, Oberbayern, Seide, Posamenten, Karton, Leinen
Fotografie Dirk Tacke
Sammlung Bezirk Oberbayern | Zentrum für Trachtengewand

Ka·bi·nett·stück
Substantiv [das]

1. sehr geschicktes, erfolgreiches Handeln
2. besonders schöner, wertvoller Gegenstand

Das sogenannte Kabinettstück kann entweder ein ungewöhnlich geschicktes und erfolgreiches Handeln sein oder ein besonders schöner und wertvoller Gegenstand. Die zweite Definition trifft auf abertausende Exponate aus den Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand. Ob Kleidungsstücke, Accessoires, Fotografien, Grafiken oder Bücher – in Benediktbeuern besitzt der Bezirk Oberbayern einen Schatz aus über drei Jahrhunderten. Um einen Einblick in die reichen Bestände zu geben, stellen wir jeden Monat ein Kabinettstück vor. Dabei können Materialien, die Seltenheit, das Muster oder die Geschichte hinter den Originalstücken im Vordergrund stehen.

Die Digitalisierung und die Veröffentlichung der Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand im Netz ist eine groß angelegte Arbeit, die sich noch über viele Jahre erstrecken wird. Einen Vorgeschmack auf dieses Zukunftsprojekt bietet unser monatlich erscheinendes Kabinettstück.
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