Symmetrische Eleganz
Dieses Mieder ist im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts aus einem grünen Seidenstoff gefertigt worden. Ursprünglich konzipiert mit einem anderen Abschluss am unteren Saum, wurde das Mieder später mit einem zusätzlichen grünen Stoff verlängert, wobei die stabilisierenden Ziernähte auf dem neuen Stoff weitergeführt wurden. Heute erscheinen die später hinzugefügten Nähte in einem helleren Gelbton im Vergleich zu den originalen Nähten. Ebenso wurden die Träger des Mieders verlängert, was auf eine mögliche Anpassung an eine neue Trägerin oder einen neuen Modetrend zu einer späteren Zeit hinweisen könnte.
Besonders faszinierend ist die nahezu perfekte Symmetrie des Stoffs, die sich sowohl im Hauptteil des Mieders als auch in den Trägern zeigt. Die in den Stoff eingewebten Blumenmuster fügen sich perfekt zusammen, was für ein Objekt aus dieser Zeit eher selten ist. Beim aufwendigen Zuschnitt des Stoffs entstanden nicht verwendbare Reste. Diese Aufmerksamkeit fürs Detail und der erhöhte Stoffverbrauch, aber auch die großzügige Verwendung von Metallfäden verweisen auf einen bürgerlichen Kontext.
Das Mieder wurde in München erworben. Es ist gut möglich, dass es auch dort getragen wurde. (LSR)
Abbildung:
Mieder, um 1820/30, Bayern, Seide, Metallfaden, Fischbein, Peddigrohr, Leinen, Metallhaken
Fotografie Dirk Tacke
Sammlung Zentrum für Trachtengewand
Ka·bi·nett·stück
Substantiv [das]
1. sehr geschicktes, erfolgreiches Handeln
2. besonders schöner, wertvoller Gegenstand
Die Digitalisierung und die Veröffentlichung der Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand im Netz ist eine groß angelegte Arbeit, die sich noch über viele Jahre erstrecken wird. Einen Vorgeschmack auf dieses Zukunftsprojekt bietet unser monatlich erscheinendes Kabinettstück.