Florschließe
Prachtentfaltung bei und auf dem Hof – Könige wie Bauersleut liebten gleichermaßen überbordenden, prunkvollen und vor Bedeutsamkeit strotzenden Schmuck. Es galt seinen Reichtum zu zeigen und öffentlichkeitswirksam der neuesten Mode zu folgen. Gold und Edelsteine konnten sich zwar selbst reiche bäuerliche Menschen in der Regel nicht leisten, Silber und Glassteine dafür sehr wohl.
Paradestücke des opulenten bäuerlichen Halsschmucks sind die Florschließen, die bis etwa 1890 zur sogenannten Dachauer Tracht gehörten. Eigentlich waren sie an einem schwarzen Florband angenäht, das doppelt um den Hals geschlungen und vorne mit der zweiteiligen Schließe verbunden wurde. Teilweise waren sie aber so groß, dass sie links und rechts offen herabhingen, weil sie zwischen Halsgrube und Kinn nicht genug Platz hatten.
Modische Vorbilder dieser Schließen finden sich bereits Mitte des 18. Jahrhunderts in der bürgerlichen Mode. Hergestellt wurden die Schließen vor allem in Schwäbisch Gmünd, einem Zentrum für Schmuck und religiösen Zierrat aus Silberfiligran. (AKW)
Abbildung:
Florschließe, teilvergoldetes Silberfiligran, Glassteine, Posamenten, Flor
Dachauer Land, um 1870
Sammlung Bezirk Oberbayern | Zentrum für Trachtengewand
Foto: Anita Karl-Holeczek
Ka·bi·nett·stück
Substantiv [das]
1. sehr geschicktes, erfolgreiches Handeln
2. besonders schöner, wertvoller Gegenstand
Das sogenannte Kabinettstück kann entweder ein ungewöhnlich geschicktes und erfolgreiches Handeln sein oder ein besonders schöner und wertvoller Gegenstand. Die zweite Definition trifft auf abertausende Exponate aus den Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand zu. Ob Kleidungsstücke, Accessoires, Fotografien, Grafiken oder Bücher – in Benediktbeuern besitzt der Bezirk Oberbayern einen Schatz aus über drei Jahrhunderten. Um einen Einblick in die reichen Bestände zu geben, stellen wir jeden Monat ein Kabinettstück vor. Dabei können Materialien, die Seltenheit, das Muster oder die Geschichte hinter den Originalstücken im Vordergrund stehen.
Die Digitalisierung und Veröffentlichung unserer Sammlungen im Netz ist eine groß angelegte Arbeit, die noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Einen Vorgeschmack auf dieses Zukunftsprojekt bietet das monatlich präsentierte Kabinettstück.