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Kabinettstück Februar 2023

Wie heißt das Teil?

Viele Kleidungsstücke oder Accessoires hatten je nach Region mehrere Namen, die synonym verwendet wurden. Die Bezeichnung »Stopselhut« lässt sich durch die hohe, abgestumpfte Kegelform des Gupfes (gemeint ist damit der Kopfteil des Hutes oberhalb der Krempe) erklären. Der Bandlhut wird – nomen est omen – mit Bändern verziert. Wer diesen Mitte des 19. Jahrhunderts trug, hat sich nicht um die exakte Terminologie geschert und mit Sicherheit nur von seinem Hut beziehungsweise »Huad« gesprochen.
Seidenbänder um den Gupf zu legen und zu einer Art Schleife zu drapieren, die hinten über den Hutrand fällt, geht auf die Hutmode des 18. Jahrhunderts zurück. Dazu wurde die Unterseite der Krempe zumeist mit einem plissierten Seidenband ausgeschlagen. Wie so oft bleiben in der bäuerlichen Mode manche Eigenheiten erhalten, die einer vorangegangenen Zeit angehören. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Antlaßsschützen aus Lenggries und die Gebirgsschützen aus Wackersberg bis heute die oben beschriebene Hutform mit ihrer Montur kombinieren. (AKW)


Abbildung:
Männerhut (?), Oberbayern, um 1860, Wollfilz, Seide, Baumwolle, Metallfaden, Leinenfaden, Papier
Fotografie Dirk Tacke
Sammlung Bezirk Oberbayern | Zentrum für Trachtengewand

Ka·bi·nett·stück
Substantiv [das]

1. sehr geschicktes, erfolgreiches Handeln
2. besonders schöner, wertvoller Gegenstand

Das sogenannte »Kabinettstück« kann entweder ein ungewöhnlich geschicktes und erfolgreiches Handeln sein oder ein besonders schöner und wertvoller Gegenstand. Die zweite Definition trifft auf abertausende Exponate aus den Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand zu. Ob Kleidungsstücke, Accessoires, Fotografien, Grafiken oder Bücher – in Benediktbeuern besitzt der Bezirk Oberbayern einen Schatz aus über drei Jahrhunderten. Um einen Einblick in die reichen Bestände zu geben, stellen wir jeden Monat ein Kabinettstück vor. Dabei können Materialien, die Seltenheit, das Muster oder die Geschichte hinter den Originalstücken im Vordergrund stehen.

Die Digitalisierung und die Veröffentlichung der Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand im Netz ist eine groß angelegte Arbeit, die sich noch über viele Jahre erstrecken wird. Einen Vorgeschmack auf dieses Zukunftsprojekt bietet unser monatlich erscheinendes Kabinettstück.
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