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Oktober 2022

Depotbesichtigungen 2022 #5

Mit dieser Ausgabe ihres Reiseberichts entführt Sie Lea Sophie Rodenberg in die Schweiz, der fünften Station der Recherchereise, die die Sammlungsleiterin des Zentrums für Trachtengewand an der Seite seines Leiters Alexander Karl Wandinger ab Frühjahr 2022 zu namhaften Institutionen im deutschsprachigen Raum führte. Impulse für die Konzeption des neuen Depots im oberbayerischen Zentrum für Trachtengewand zu sammeln, lautete die Mission.

#5 Schweizer Landesmuseum & Museum für Gestaltung Zürich

Nach Stationen in Nürnberg, Karlsruhe, Berlin und Augsburg führte die nächste Etappe unserer Depotbesichtigungsreise Mitte März nach Zürich, beziehungsweise in einen kleinen Ort namens Affoltern am Albis. Dort steht seit 2007 das imposante Sammlungszentrum des Schweizer Landesmuseums. Der rostig anmutende Bau ist ein ehemaliges Zeughaus der Schweizer Armee. Hier wird alles vereint: die Depots, die Konservierung und Restaurierung, die Objektlogistik, das Leihwesen, die Objektregistrierung und das Fotoatelier.
Auch in diesem Fall wurde ein Gebäude umgenutzt. Und auch bei uns wird ja nicht neu gebaut, denn das Depot des Zentrums für Trachtengewand wird sich in die barocke Architektur des Maierhofs einfügen. So eine Umnutzung hat Vor- und Nachteile, unter anderem muss man mit dem umgehen, was das Gebäude vorgibt. In dieser Hinsicht konnten wir sowohl von Zürich als auch von dem Augsburger Archäologischen Zentraldepot (einst eine Spinnerei) viel lernen.

Neben der enormen Größe und der umfassenden Ausstattung dieses Schweizer Sammlungszentrums waren wir nicht nur von der schier unendlichen Sammlung an völlig identischen Schweizer Fahnen, sondern vor allem von der Aufbewahrung im Textildepot beeindruckt. Mit einer unglaublichen Liebe zum Detail wurden Schuhe, Hüte und Hauben auf Pappen gesetzt und von allen Seiten unterstützend ausgestopft; Schirme bekamen kleine maßgeschneiderte Halterungen – welch liebevolle und sorgfältige Kreativität, mit der hier gearbeitet wird!

Direkt im Anschluss führte uns unser Weg in das Herzen von Zürich: ins Tony-Areal und das Schaudepot des Museums für Gestaltung. Die Balance zwischen Erhalten und Vermitteln kommt hier ganz besonders zum Vorschein. Inwieweit können wir unsere Sammlung zeigen und präsentieren, ohne sie zu gefährden? Was ist der richtige Mittelweg? Eine schwere Entscheidung. Das Schaudepot hat diesen Balanceakt vorbildlich gelöst: Das Depot wird als solches genutzt, es präsentiert zahlreiche Design- und Kunst-Objekte, und dennoch ist es möglich, eine Führung durch das Depot zu buchen. Zu diesem Zweck gibt es einige Schubladen, in denen besondere Stücke gezeigt werden können, ohne dass diese ständig bewegt werden müssen. Ein Gewinn für alle – Besucher*innen und Objekte.
Im letzten Sommer ist Zürich von einem extrem starken Sturm und enormen Wassermassen heimgesucht worden. Ein Phänomen, dem wir uns auch in anderen Regionen wohl leider immer häufiger stellen müssen. Um für den Extremfall besser gerüstet zu sein, finden sich kleine Aufkleber an den Objekten, die im Notfall zuerst gerettet werden müssen. Ein Vorgehen, das wir unbedingt in den Notfallplan für unser neues Depot aufnehmen werden. Denn der Feuerwehrmann kann im Ernstfall nichts damit anfangen, wenn wir ihm sagen, dass die abgesteppte Joppe aus dem Werdenfelser Raum zuerst gerettet werden muss. (LSR)



Bildunterschriften:
links: Zu Besuch im Sammlungszentrum des Schweizer Landesmuseums: Alexander Karl Wandinger vor einer Vielzahl sorgfältig archivierter Schweizer Fahnen
rechts: Mit einer unglaublichen Liebe zum Detail werden hier historische Sammlungsstücke – im Bild Schuhe – auf Pappen gesetzt und unterstützend ausgestopft
Fotos: Lea Sophie Rodenberg

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