Schenkung des Museums Werdenfels
Rund 260 historische Kleidungsstücke und Accessoires aus dem textilen Bestand des Museums Werdenfels, eines der bedeutendsten, regionalen, kulturhistorischen Museen in Bayern mit Sitz im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, wurden kürzlich an das Zentrum für Trachtengewand des Bezirks Oberbayern übergeben. Diese Schenkung innerhalb der kommunalen Familie verdankt sich der langjährigen vertrauensvollen Beziehung der beiden Einrichtungen, die der Auftrag eint, kulturelles Erbe zu bewahren und zu vermitteln.
Wertvolle Raritäten aus dem Werdenfelser Land
Die neu hinzugekommenen Exponate seien so etwas wie »das textile Gedächtnis des Werdenfelser Landes über 250 Jahre«, so Alexander Karl Wandinger, Leiter des Zentrums für Trachtengewand. In der Garmischer Region habe man ein ganz eigenes, womöglich eigensinniges Selbstverständnis. Denn im bäuerlichen Bereich seien hier bis ins 20. Jahrhundert Modelle getragen worden, die anderswo längst verschwunden waren. Ganz besonders hervorzuheben sind dabei einige bestickte Lederhosen um 1850, eine große Zahl an modisch unterschiedlichen, farbenfrohen Frauenjacken vom Anfang des 19. Jahrhunderts, sehr seltene abgesteppte Männerjoppen um 1850, goldbestickte und aus Seide gefertigte Mieder, teilweise bereits aus der Zeit vor 1800. Aber auch unscheinbarere Objekte wie ein Paar handgestrickte grün-weiße Loferl um 1920 oder ein grüner Leinenhosenträger aus der Zeit um 1840 bereichern fortan die Sammlung des Zentrums für Trachtengewand. Viele dieser Objekte sind nur noch als Abbildungen auf alten Drucken oder Zeichnungen und nicht mehr im Original vorhanden.
Ideale Standards für Aufbewahrung und Konservierung
Der Bestand des Museums Werdenfels umfasst unzählige Exponate und Ensembles, die die Geschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen erzählen und dessen Kunst, Kultur und Handwerk widerspiegeln. Diese heterogene Sammlung von internationaler Bedeutung geht zurück bis ins 16. Jahrhundert.
Im Gegensatz dazu hat sich das Zentrum für Trachtengewand rein auf Kleidung und Accessoires der regionalen Kleidungskultur aus den letzten 300 Jahren spezialisiert. Sein Bestand beinhaltet über 20 000 Objekte, die insbesondere die (ober)bayerische Kultur wiedergeben. Die extrem aufwendige und komplexe Aufbewahrung und Konservierung der von Natur aus fragilen Textilien gehört aus diesem Grund zur Kernkompetenz des Zentrums. Diese Spezialisierung ermöglicht die ideale konservatorische Lagerung der einzigartigen textilen Stücke im Depot des Zentrums für Trachtengewand. Dort werden die Gewänder aus der Schenkung des Museums Werdenfels nun gesäubert, fotografiert, inventarisiert und sorgfältig in säurefreien Kartons verpackt.
Digitales Depot in Planung
Zukünftig sollen die Kleidungsstücke für die Öffentlichkeit auch online zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig können die Objekte sowohl in Ausstellungen des Zentrums für Trachtengewand, als auch in Kooperation mit dem Museum Werdenfels präsentiert werden. Somit ergibt sich ein Gewinn für alle Beteiligten und ganz besonders für den Erhalt der wertvollen Sammlungsobjekte. (LSR)
Abbildung:
Tuch (Detail), Mitte 19. Jahrhundert
Foto Dirk Tacke, München