Hohe Taille, hoher Kragen – ein Westenklassiker
Im 18. Jahrhundert dominieren noch tief taillierte, kragenlose Westen mit oder ohne Schoß. An der Wende zum 19. Jahrhundert setzt die Mode des Empire mit ihren sehr hoch geschnittenen Gewändern vollkommen neue Maßstäbe. Ein weiteres auffälliges Kennzeichen dieser Epoche ist der hohe Stehkragen, der an das Halsloch der Weste angefügt wird. Zwei Leistentaschen ersetzen nun die bis dahin üblichen Pattentaschen und anstelle eines Stoffrückens wird ein Futterrücken aus leichtem Stoff genäht, der zur Verstellung der Weite mit zwei Stoffstreifen je nach Bedarf enger oder weiter gebunden werden kann. Diese Merkmale erhalten sich in bäuerlichen Trachten bis weit in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Allerdings sind die Krägen ab 1840/50 niedriger gehalten und wechseln sich mit Schal-, Liege- und Reverskrägen ab. Die Westen besitzen nun oft zwei Knopfreihen und die Bänder im Rücken werden mittels einer Metallschließe eingestellt. (AKW)
Abbildung:
Bürgerliche Männerweste, um 1830, Oberbayern, Seide, Leinen
Fotografie Dirk Tacke
Sammlung Bezirk Oberbayern | Zentrum für Trachtengewand
Substantiv [das]
1. sehr geschicktes, erfolgreiches Handeln
2. besonders schöner, wertvoller Gegenstand
Das sogenannte Kabinettstück kann entweder ein ungewöhnlich geschicktes und erfolgreiches Handeln sein oder ein besonders schöner und wertvoller Gegenstand. Die zweite Definition trifft auf abertausende Exponate aus den Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand. Ob Kleidungsstücke, Accessoires, Fotografien, Grafiken oder Bücher – in Benediktbeuern besitzt der Bezirk Oberbayern einen Schatz aus über drei Jahrhunderten. Um einen Einblick in die reichen Bestände zu geben, stellen wir jeden Monat ein Kabinettstück vor. Dabei können Materialien, die Seltenheit, das Muster oder die Geschichte hinter den Originalstücken im Vordergrund stehen.
Die Digitalisierung und die Veröffentlichung der Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand im Netz ist eine groß angelegte Arbeit, die sich noch über viele Jahre erstrecken wird. Einen Vorgeschmack auf dieses Zukunftsprojekt bietet unser monatlich erscheinendes Kabinettstück.