Von Federn und Finessen
Die Pierrot-Jacke ist eine Variante von unterschiedlich geschnittenen Schoßjacken des späten 18. Jahrhunderts. Besonders markant ist bei diesem Schnitt der spitz zulaufende und oft in Falten gelegte rückseitige Schoß, der zuweilen an einen Vogelschwanz erinnert.
Die wörtliche Definition des französischen Wortes »Pierrot« lautet »Spatz«, was angesichts des Stils dieser Jacke zunächst einmal logisch klingt. Der Pierrot ist jedoch auch als Clown der italienischen Commedia dell’Arte bekannt. Dieser wurde im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert zu einer beliebten Figur im französischen Pantomime-Theater.
Die französischen Moden waren bekannt für ihre oft satirischen Namen von Kleidungsstücken. Bezeichnungen wie »Ridicule« (= lächerlich, für eine Handtaschenform) oder »Pet-en-l’air« (= Pups in der Luft, für eine Jacke) zeugen davon. Die Pierrot-Jacke könnte jedoch auch in einem Zusammenhang mit der politischen Symbolik während der Französischen Revolution stehen und von den Revolutionären als eine Art Beleidigung gegenüber den Gegnern der Revolution verwendet worden sein.
Insgesamt bleibt der genaue Ursprung des Begriffs »Pierrot« in diesem Kontext ungewiss. Ebenso ungewiss ist, ob es nur der Schnitt der Pierrot-Jacke in einen bayerischen Kleiderschrank geschafft hat oder auch der illustre Name für ebendiese. (LSR)
Abbildung:
Schoßjacke, um 1780/90, Bayern, Seide, Leinen
Fotografie Dirk Tacke
Sammlung Bezirk Oberbayern | Zentrum für Trachtengewand
Ka·bi·nett·stück
Substantiv [das]
1. sehr geschicktes, erfolgreiches Handeln
2. besonders schöner, wertvoller Gegenstand
Die Digitalisierung und die Veröffentlichung der Sammlungen des Zentrums für Trachtengewand im Netz ist eine groß angelegte Arbeit, die sich noch über viele Jahre erstrecken wird. Einen Vorgeschmack auf dieses Zukunftsprojekt bietet unser monatlich erscheinendes Kabinettstück.